Vor zwanzig Jahren tauchte ein gefährlicher Virus in Asien auf und machte sich auf den Weg rund um den Globus. So etwas hatte die Welt noch nie zuvor gesehen. Die Menschen gerieten in Panik, Geschäfte wurden geschlossen, und die Regierungen versuchten erfolglos, die Ausbreitung zu stoppen. Über eine Million Menschen wurden innerhalb weniger Stunden infiziert. Wie, werden Sie sich fragen, konnte sich dieses Virus so schnell verbreiten?
Der ILOVEYOU-Virus, auch als „Love Bug“ bezeichnet, war ein Computervirus, wie es ihn zu dieser Zeit noch nicht gegeben hat. Eine harmlose Betreffzeile, „ILOVEYOU“, scheinbar gesendet von einem Freund. Eine kurze Nachricht: „Bitte sieh dir den angehängten Liebesbrief an.“ Eine Datei mit dem Titel „LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT“. Viele öffneten diese Datei in der Erwartung einer herzlichen Nachricht von einem Angehörigen oder einer unbeholfenen romantischen Geste eines Kollegen.
Was sie nicht wussten, war, dass es sich bei der Datei gar nicht um eine Textdatei handelte, sondern um eine Visual-Basic-Skriptdatei, deren .vbs-Erweiterung nicht sichtbar war. Sobald das Dokument geöffnet wurde, entfesselte es einen Virus, der das System verwüstete. Es suchte nach Mediendateien und überschrieb sie mit Kopien von sich selbst. Das Virus griff dann auf das Outlook-Adressbuch des Anwenders zu und schickte eine identische E-Mail an jeden Kontakt, von denen viele die Datei selbst öffneten und so den Teufelskreis wiederholten.
Obwohl die Vereinigten Staaten vorgewarnt waren, versäumten sie es, ihre Regierung und Unternehmen vor der Infektion zu schützen. Das Virus traf das Pentagon, fast jede größere Militärbasis, AT&T, Ford und andere Unternehmen im ganzen Land, überlastete die Mailserver und legte wichtige Abläufe lahm.
Das Virus infizierte weltweit über 45 Millionen Computer und verursachte einen Schaden von rund 10 Milliarden Dollar. Nach einer Untersuchung war der mutmaßliche Verantwortliche Onel de Guzman, ein College-Student aus den Philippinen, der einen ähnlichen Code für seine Abschlussarbeit eingereicht hatte. Obwohl es viele Beweise gegen de Guzman gab, wurde er letztendlich nicht angeklagt, da es auf den Philippinen zu dieser Zeit keine Gesetze in Bezug auf Cyberkriminalität gab.
Der ILOVEYOU-Virus wäre vielleicht nicht sehr weit gekommen, wenn er heute verschickt worden wäre. Häufig fangen automatische Spam-Filter und Antiviren-Software solche E-Mails ab, bevor sie überhaupt den Posteingang erreichen, insbesondere in Unternehmen. Aber das ist kein Grund, selbstgefällig zu werden. Tatsächlich müssen Anwender wachsam sein, denn während der Schutz immer stärker wird, werden die Hacker immer raffinierter.
Computer-„Viren“ haben ihren Namen nicht umsonst – ähnlich wie bei menschlichen Viren haben Aktionen einzelner Personen das Potenzial, Tausende zu infizieren. Um die Parallele fortzuführen: Antivirensoftware ist wie eine Maske, die Sie selbst und andere vor der Übertragung des Virus schützt; häufige Scans und das Speichern aktueller Software ist wie Händewaschen, um sicherzustellen, dass Bedrohungen beseitigt werden, bevor es zu einer Infektion kommt; und das Einhalten gesunder Cyber-Sicherheitsgewohnheiten ist wie soziale Distanzierung, um Situationen zu vermeiden, in denen Sie sich und andere in Gefahr bringen. Dazu gehört, dass Sie keine Anhänge öffnen – auch nicht von Personen, die Sie kennen -, auf die Sie nicht vertrauen, dass Sie nicht auf verdächtige Links klicken und dass Sie niemals Ihr Passwort an jemanden weitergeben. Genauso wichtig wie es ist, Ihre körperliche Gesundheit zu schützen, müssen Sie sich auch vor Bedrohungen für Ihre virtuelle Sicherheit schützen.
Änderung 14.07.2020: In diesem Blogeintrag wurde die fehlerhafte Behauptung aufgestellt, dass de Guzman nach der Verbreitung des Virus verhaftet wurde, obwohl er in Wirklichkeit wegen dieses Verbrechens nie verhaftet wurde. Diese Angabe wurde geändert.
Love Bug: Das Virus, das 50 Millionen Menschen heimsuchte, wird 15 Jahre alt